FranzobelDas Floss der Medusa

Hardcover

Zsolnay (2017)

592 Seiten

ISBN 978-3-552-05816-3

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Das Floss der Medusa

Langtext
18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen ... Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens? Was bedeutet Moral, was Zivilisation, wenn es um nichts anderes geht als ums bloße Überleben?


Sensationell!!!
Franzobel hat sich mit dem Buch in meine lebenslange Top 10 Liste geschrieben. Perfekt, fesselnd und Esprit und literarischem Humor wird die grauslich/tragische Geschichte der Medusa erzählt. Kaum fertig, musst ich von vorne wieder anfangen! Ein Meisterwerk!

Abgründe des Menschlichen auf hoher See
sehr spannende Geschichte über die historische Fahrt einer Flotte nach Afrika. Authentische Schilderung des unmenschlichen Schiffsalltags verschärft durch unfähige Führungsoffiziere.

schaurig schön
Sensationell gelingt es dem Autor die unmenschlichen Bedingungen dieser Odyssee zu beschreiben. Literarisch hochwertig mit historischem Hintergrund - lesenswert

Schreibkunst gepaart mit Grauen
von HEYN Leserunde Barbara Maria Angerer
Franzobel gelingt es mit geschliffener Sprache und großer Erzählkunst, grausigste Ereignisse der Vergangenheit lebendig werden zu lassen. Die wahre Geschichte des Schiffsunglücks der Medusa verwandelt der Autor mit vielen Feinheiten zu einem literatischen Gemälde. Die Perspektiven werden immer wieder verlagert, die Leser werden als Betrachter angespochen, es gibt zahlreiche Verknüpfungen mit der Gegenwart, wohl in der Absicht, die Schrecklichkeiten der Geschichte leichter verdaulich zu machen.
Für mich waren die eingebauten stilistischen und sprachlichen Haltegriffe, mit dem sich die Leser vom geschilderten Grauen distanzieren könnten, in zu luftigen Höhen angebracht. Trotz des bestechenden Stils, habe ich das Buch nach einem Drittel zur Seite gelegt, um es später doch wieder zur Hand zu nehmen, das letzte Kapitel zu lesen und damit das Buch endgültig zu schließen. Zu grauenvoll war mir der Inhalt.

Boat People von 1816
von HEYN Leserunde Ewa Wiercinska
Die wahre Geschichte des Schiffbruchs der Méduse liegt jetzt 200 Jahre zurück. Das Buch von Franzobel basiert auf den Berichten des Schiffsarztes Savigny und des Ingenieurs Alexandre Corréard.
Das Geschehen ist zum vielschichtigen Mythos und Symbol für das Übel unserer Menschlichkeit geworden.

Friedrich Nietzsche hat gesagt: der Mensch ist eine gemeine selbstsüchtige Bestie. Das hat Franzobel dem Leser sehr gut dargestellt.

Die Unertraeglichkeit des Menschlichen
von
Fuenf Sterne reichen nicht aus zur Praemierung dieses sprachlich wunderschoenen Meisterwerks von Franzobel. Die Wortgebilde erzeugen zwischen den Zeilen im Kopf so lebendige Bilder, dass ich das beschriebene Grauen nicht ertrage und das Buch immer wieder wegen flauer Gefuehle in der Magengrube weglegen muss. Ich kann es nicht ganz fertig lesen, es tut mir zu weh. Verstoerend, wo man doch abgestumpft zu sein glaubt von der Fuelle an Grauslichkeiten, die uns die Medien taeglich vor Augen fuehren. Nein, dieses Buch ist noch grauslicher. Ein wahres Meisterwerk an menschlicher Unmenschlichkeit. Gelungen. GROSSARTIG.


Unglaublicher Roman!
von HEYN Leserunde Erika Liebminger
Am 5. Juli 1816 lief das Flaggschiff Medusa auf der Fahrt von Frankreich nach dem Senegal auf eine Sandbank und war manövrierunfähig. Sechs Rettungsboote waren für 400 Passagiere nicht ausreichend. Ein Floss wurde gebaut und während sich der überforderte Kapitän, die Offiziere und alle, die ihnen wichtig waren an Land segeln ließ , wurden 147 Menschen, natürlich die ärmsten, darunter der Schiffsarzt, auf dem Floss zusammengepfercht und halb im Wasser stehend ihrem Schicksal überlassen. Schnell bricht Gewalt aus, jeder ist sich selbst der Nächste und bereits in der ersten Nacht wird gekämpft und getötet, am dritten Tag begann man die Leichen zu essen. Vor der Westküste Afrikas wird das Boot entdeckt. Die 15 kaum lebensfähigen nackten Gestalten waren die letzten von den 147 Menschen, die dreizehn Tage unmenschlichen Leidens überlebt haben.
In manchmal deftiger Sprache schildert Franzobel das Geschehen auf dem Floss der Medusa und Hobbes Zitat: "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf" wird in dem unglaublichen Roman zur grausigen Wirklichkeit.

Verstörend grandios
von Heyn Leserunde Elisabeth Del Carlo
Franzobel bezieht sich in seinem Roman auf eine historische Schiffstragödie und schafft es ohne auf die Zeitgeschichte direkt Bezug zu nehmen ständig die Bilder der sinkenden Schlepperschiffe in Erinnerung zu rufen. Man wird mit den Abgründen des menschlichen Charakters konfrontiert, das Buch ist fesselnd aber auch verstörend zugleich. Es zeigt was mit Menschen passiert, wenn es keine moralischen Grenzen mehr gibt. Es entbehrt natürlich auch nicht einer gewissen Ironie, dass in diesem Roman degenerierte Europäer Schutz im "wilden" Afrika suchen.
Ein lesenswertes Buch, aber nicht zur Unterhaltung und Entspannung geeignet.

Großartige Sprache ? schrecklicher Inhalt
von HeynLeserunde Marianne Schaffer-Schellander
Dieses Buch ist ein sprachliches Kunstwerk, ebenbürtig des Bildes von Theodore Gericault in seiner Spannung und Dramatik. Möglicherweise rückt Franzobel für die vielen Toten, die dieses Unglück nicht überlebten, die Wahrheit ins rechte Licht und bringt ihnen Gerechtigkeit entgegen. Wegen der unüberbietbare Grausamkeit des Inhalts müsste man das Buch sofort aus der Hand legen, die großartige sprachliche Schilderung hat das bei mir jedoch verhindert.

Grauenhaft und grandios
von HEYN Leserunde Maria Dörfler
Ein wahrhaft unglaubliches Buch!
Es wird ein unheimliches, buntes Sittenbild entworfen in teilweise faszinierendem Stil. Dadurch ist fast ein Zwang da, weiterzulesen, obwohl das Ende von Anfang an klar ist.
Grenzenlos die Grausamkeiten, die in allen Details beschrieben werden.
Erschütternd, wie sehr am Ende niemand hören will von den Leiden und von der Tragik der Toten und der Überlebenden. Parallelen zur Gegenwart drängen sich auf. Menschen sind immer perfekt im Verdrängen.
Ich hätte mir gewümscht, dass irgendwo, irgendwer auch menschlich und altruistisch agiert!
Sehr schwere Kost, aber dennoch grandios!

Gut gemacht - leider Horror
von HEYN Leserunde H. Schellander
Bewundernswert, wie Franzobel es schafft, die (marine) Welt des beginnenden 19. Jahrhunderts mit großem Personal wieder auferstehen zu lassen und sich als Autor und uns als Leser mit einzubeziehen. Sein Roman ?Das Floß der Medusa? zeichnet sich durch Sprachgewalt und viele Perspektivenwechsel aus. Schade, dass Franzobel seine Kunst einem derart grauenvollen Ereignis mit detailreichsten Schilderungen der "Bestie Mensch" widmet. Daher klappte ich etwa auf Seite 150 das Buch zu und las nicht mehr weiter. Ich schaue mir auch keine Horrorfilme an, mögen diese noch so gut gemacht sein. Jedenfalls ein außergewöhnlicher Roman, wie auch meine KollegInnen der Heyn-Leserunde finden, die das Buch zu Ende gelesen haben.

Wie wird der Mensch zur Bestie
von HEYN Leserunde Irmgard Mandl
Eine grausame Geschichte, phantastisch erzählt! Teilweise unerträglich, wie hier mit grandioser Erzählkunst die menschliche Tragödie an Bord der Medusa erzählt wird. Was passiert, wenn eine unfähige und dilettantische Führung eine Reise leitet und in die Katastrophe führt. Die Protagonisten sind beeindruckend beschrieben, Franzobl ist ein genauer Beobachter der menschlichen Charaktere. Ein Buch, das einem nicht los lässt, obwohl es teilweise unerträglich zu lesen ist.

Grenzwerterfahrung
von HEYN Leserunde Andrée
Sehr spannend erzählt Franzobel die Geschichte einer Schiffsreise mit schrecklichem Ende. Die Figuren sind fantastisch gezeichnet, die Sprache hält den Leser fest gefangen. Obwohl die Geschichte mit deren Ende beginnt, will man sie kennenlernen - in allen grausigen Details. Gekonnt wird die Frage der Grenze von Moral und Ethik in einen Abenteuerroman verpackt.

Am Rande der Zivilisation
von HEYN Leserunde Nicola Strahl
Ein grandioser Roman, grandios recherchiert!
Der Leser erlebt in einer äußerst bildlichen aber auch teilweise fast unerträglich grausamer Sprache den authentischen Untergang der Medusa mit.
Selbstüberschätzung und Dilettantismus der mächtigen Klasse führen zu dieser unsagbaren menschlichen Katastrophe. Wenn es ums reine Überleben geht, kann wohl jeder Mensch zur Bestie werden.

Ich dreh gleich durch "Die schwarze Katz"
von HEYN Leserunde Silvia Grutze
Jetzt muss ich euch was verraten, meine Mum liest immer das Ende eines Buches zuerst. Ich kann das nicht oder finde es unmöglich, aber in diesem Roman beginnt der Anfang der Geschichte mit dem Ende, und wenn es anders begonnen hätte...ich bin mir nicht sicher ob der Roman mich so mitgenommen/gefesselt hätte, ob ich ihn überhaupt gelesen hätte. Eingetaucht in die Welt der schaurigen, rauen und brutalen Zeit der Schifffahrt des 18en Jahrhunderts. Es ist spannend und leicht zu lesen und alle Charaktere werden wunderbar beschrieben, obwohl man anfangs ein wenig den Überblick verliert...bestimmt hat jeder seinen eigenen Liebling beim Lesen. Meine sind Viktor und Hoseas der Besitzer des Papageis "William Shakespeare". Viktor erlebt am eigenen Leib das wahre Leben an Bord eines Schiffes...von Schmerz bis Ekel und Demütigung hat er alles durchgemacht...und die Stimmen, die er hörte, rieten ihm zur Umkehr. Es gelten eigene Regeln...alles was auf dem Festland galt, wird hier außer Kraft gesetzt. Ich lese normalerweise solche Romane nicht bzw. würd diesen nicht kaufen, aber das Buch ist sooo schräg und grotesk, dass ich nicht anders konnte als weiterzulesen, da ich wissen wollte was Menschen bewegt so einen Lebenswillen zu haben...es wird am Anfang des Romans so umschrieben, dass man nicht umhinkommt es tatsächlich wissen zu wollen - was ist mit den 147 Personen passiert und was haben die 15 Überlebenden durchgemacht...sind wir Menschen "Tiere" ?
Es herrschte nach dem Besäufnis nur mehr Gegenwart und Wahnsinn...chaotisches Treiben ohne Ende. Kaum sind Grenzen des Anstands und der Moral überschritten gibt es kein halten mehr. Jeder ist sich der Nächste, wie geht es weiter ? ...ich kann nicht aufhören zu lesen, mich fesselt beim Lesen der Irrsinn... kann es nicht glauben, dennoch ist es wahr. Das muss man selbst gelesen haben um wirklich zu erfahren, zu was Menschen imstande sind in der Not, schrecklich, beängstigend und ums nackte Überleben kämpfend. Meine Gedanken: wie weit hätte ich mitgemacht, wann wäre mein Ende gewesen - und deins ? Lies es selbst und beurteile. Es ist schon unheimlich was da abgeht auf dem Schiff/Floss aber es fesselt mich immer wieder trotz leichter Übelkeit beim Lesen, die Neugier auf das, was war, was kommt und auf das, was mein Hirn vielleicht nicht begreifen oder verarbeiten kann. Ich kann nämlich nach Horrorgeschichten schlecht schlafen und immer wieder geistern Abschnitte des Romans in meinem Kopf herum...was solls, ich möchte wissen was da war auf dem Floß der Medusa...und soll ich euch was verraten...ich bin so froh es gelesen zu haben. Schlimm wie materialistisch wir Menschen sind und wie schwer wir loslassen können... ein Buch zum Nachdenken!
So irrgruselig die Geschichte auch ist, hab ich am Ende für mich ein "Happy End" gefühlt.

Das Tier in mir?
von HEYN Leserunde Manfred Kohl
Wie brutal, rücksichtslos, schadenfroh und tierisch Menschen sein können (aber auch feig, überheblich, sexistisch und rassistisch), das beschreibt Franzobl in einer fulminanten Art. Ein detailreicher Blick in die Abgründe des Menschen, die bei entsprechenden Rahmenbedingungen (Politik und Herrschaft einerseits, existenzielle Bedrohung andererseits) hervorbrechen. Die Szenen an Bord haben mich gefesselt, die kannibalische Schlacht am Floss war mir oft zu viel. Kein Unterhaltungsroman.

sehr starke Momente und ein paar Flauten
von HEYN Leserunde Renate Pfeiffer
Wenn ein eitler Schwächling das Kommando führt, ist das Unheil vorprogrammiert. Die Reise der Medusa und ihr Untergang sind historisch belegt, im Roman von Franzobel wird deutlich, dass nicht so sehr die Umstände, sondern das Zusammenspiel der Charaktere schließlich die Katastrophe verursachen. Überheblichkeit, Feigheit, Ignoranz und Egoismus wiegen weit schwerer als Stürme und Navigationsfehler. Die Schilderung dieser Schwächen, die wie Zahnräder ineinandergreifen und unweigerlich zum Untergang führen müssen, ist eine große Stärke des Romans.
Der Autor hat die Geschichte sehr gründlich recherchiert und überaus detailreich geschildert, viele Seiten lang habe ich das Buch nicht gerne gelesen, das raue und rohe Leben an Bord wird durch minutiöse Beschreibungen nicht spannender, im Gegenteil.
Schiffbrüchig auf dem Floß fällt dann schnell die Entscheidung, wer zu den Überlebenden zählen darf und wer überflüssig ist. Unmenschlich, aber als Charakterstudie großartig.

Anspruchsvolle Kost
von HEYN Leserunde Manuela Meierhofer
Vor 200 Jahren sank die Medusa vor der Küste Afrikas. Sehr viele konnten sich auf verschiedene Boote retten. 147 Menschen versuchten, das Festland mit einem Floss zu erreichen. Davon wurden allerdings nur 15 gerettet.

Franzobel erzählt, wie es zu dem Unglück kam. Der unfähige Kapitän verlässt sich auf seinen Berater, der von Seefahrt nicht viel Ahnung hat. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf.

Das Buch ist interessant, aber teilweise langatmig.
Die besonders am Anfang vorkommenden vielen nautischen Begriffe, die vielen Fremdwörter und die vielen Namen der Protagonisten machen es zu einer schwierigeren Lektüre.

Das Floss der Medusa ist kein Buch, das man nach Feierabend zur Entspannung lesen kann.

Nichts für Sensible
von PFIFF

Die französische Fregatte ?Medusa? ist mit 400 Passagieren 1816 auf dem Weg nach Senegal, als sie auf eine Sandbank aufläuft. Vergeblich bemüht sich die Besatzung das Schiff freizubekommen. Die Passagiere werden auf die Rettungsboote aufgeteilt, der Rest muss sich mit einem riesigen, nicht manövrierfähigen Floß begnügen.
Wasser- und Lebensmittelmangel, Hitze und das überflutete Floß bringen die Menschen an den Rand ihres Verstandes und dazu, ihre Menschlichkeit zu verlieren. Es herrschen grauenhafte Zustände, Brutalität und Kannibalismus. Von den 150 Schiffbrüchigen überlebt nur eine Handvoll.
Franzobel nimmt diese wahre Geschichte zum Anlass, sie romanhaft zu gestalten. Er lässt nichts aus, keine Widerwärtigkeit, Obszönität und Unmenschlichkeit. Nichts für Zartbesaitete.

Grandioses Seeabenteuer
von HEYN Leserunde Laszlo Zoltan
Fulminant entert Franzobel die Gedankenwelt des Lesers, packt ihn dann beim Kragen und schleift ihn durch alle Decks der Medusa, wirft ihn aufs Floss und quetscht ihn schließlich auch in die kleinen Rettungsboote - immer im hautnahen Kontakt mit den dubiosesten Typen. Grandios!

Was für eine furchtbare Geschichte!
von HEYN Leserunde Lieselotte Fieber
In dem fast 600 Seiten langen Roman erzählt Franzobel über eine schreckliche Schiffstragödie, die sich im Juli 1816 zugetragen hat. Die Medusa, eine französische Fregatte, mit 400 Personen an Bord, war auf eine Sandbank gelaufen und steckte fest. Die Rettungsversuche waren genauso dilettantisch, wie die ganze Schiffsreise.
Franzobel zeichnet eine erschütternde Studie menschlichen Verhaltens, ein Erfahrungsbericht über die Grenzen menschlicher Zivilisation. Was bedeutet Moral, Zivilisation, wenn es um nichts anderes, als ums Überleben geht?
Die Schilderung des Grausamen verleitete mich oft zum Weglegen des Buches und doch fesselte mich andererseits die Geschichte.


Spannende Grausligkeiten!
von
Schwere Kost, dieser Roman von Franzobel!
Wird uns doch auf brutale Weise vorgeführt, wie "Mensch" in Extremsituationen "funktioniert" - die menschlichen Abgründe unserer Spezies drastisch vor Augen geführt.
Welch schreckliche Dinge da vorfallen und uns geschildert werden und das auf Basis einer wahren Begebenheit. Der Autor nimmt einen Vorfall aus dem 19.Jahrhundert zum Anlassfall - obgleich wir um die immerwährende Aktualität dieses Themas menschlicher Grausamkeiten wissen.
Man möchte dieses Buch immer wieder weglegen - schafft es aber nicht! Zu gut, zu raffiniert ist es geschrieben. Der Autor sorgt für einen durchgehenden Spannungsbogen, hält uns trotz der Schilderung aller Grausligkeiten mit seinem emotionsarmen Schreibstil bei Laune.
Unmenschliches, das auf eine menschliche Weise präsentiert wird. Manchmal sogar mit einem Augenzwinkern. Nüchtern, als logische Folge von Ereignisketten. Aber nie zynisch dem Leben selbst gegenüber.
Ein großer Wurf - für zart Besaitete und als Urlaubslektüre nicht geeignet!

Kein Roman für schwache Nerven
von
Franzobel hat mit seinem Roman das Unmögliche geschafft. Er ruft uns einerseits die
Historie in Erinnerung, zum anderen hat er einen erstaunlich lebendigen und
hochaktuellen Roman geschrieben. Dabei hilft ihm sein Gespür für das Groteske,
seine Fähigkeit, die derben Seiten seiner Figuren herauszustellen, die gesellschaftlichen
Widersprüche, ja, die Klassenverhältnisse in den Dialogen deutlich zu machen.
Dieses Buch gibt sämtliche Werte von Kultur und Zivilisation preis.
Der Mensch zeigt was hinter der Schminke der Moral und unter der Haut
der Kultur ansonsten verborgen bleibt.
Definitiv kein Roman für schwache Nerven. Was mich besonders fasziniert hat:
Die wahre historische Geschichte dahinter und die Parallelen zweihundert Jahre
später.

Wie weit würden Sie gehen?
von Alexander Kornell
147 Menschen treiben auf einem notdürftig zusammengezimmerten Floß im Ozean. Es sind Schiffbrüchige der auf einer Sandbank gestrandeten Fregatte Medusa. Nach 2 Wochen werden es nur mehr 15 Überlebende sein, die von der Besatzung der Argus gerettet werden. Was sich in dieser Zeit auf dem engen Gefährt ereignet hat, geht weit über die Grenzen des Vorstellbaren hinaus…

Franzobel trifft für diesen historischen Stoff genau den richtigen Ton. Er spielt mit der Sprache, wechselt geschickt die Erzählperspektive und macht so das Leben an Bord eines Schiffes vom Topmast bis hinunter zur Kombüse nachvollziehbar. Er nimmt sich viel Zeit für seine Figuren, und so bleiben die facettenreich beschriebenen Charaktere noch lange nach der Lektüre in Erinnerung.

„In den Kern der Menschlichkeit“ zielt der Roman laut Klappentext, denn dieser Frage muss sich natürlich jeder Leser stellen: „Wie weit würde ich selbst gehen?“

Ein großes Lesevergnügen, famos und detailgetreu erzählt!

von Andreas Besold
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral! (Brecht, Dreigroschenoper)
Was bedeutet Moral, was Zivilisation, wenn es um nichts anderes geht als ums bloße Überleben? Dieser Frage geht Franzobel in seinem neuen Roman nach: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus am 18. Juli 1816 ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen, Leichenteile. Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden die 147 auf ein Floß gesetzt, das hinter den Booten hergezogen wurde. Die Seile wurden gekappt, und die Mannschaft einfach zurückgelassen. Diese reale Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Spannend und fesselnd schildert Franzobel die Ereignisse rund um den Schiffbruch und die Rettung der Überlebenden.

Das Floß der Medusa
von Stephan Lauf
Das diesjährige Lieblingsbuch schon im Februar gelesen? Gut möglich.
Ein historischer Stoff, der Untergang der Fregatte Medusa im Jahr 1816. Nur 15 von ursprünglich 147 Personen überleben auf einem Floss.

Soviel zur Rahmenhandlung, klingt noch nicht so wahnsinnig dramatisch. Was aber Franzobel aus dieser Geschichte macht, ist einfach atemberaubend.
Einen modernen historischen Roman, ein philosophisches Lehrstück?!? Jedenfalls ein Buch, bei dem jede Seite eine Riesenfreude macht, das man spürt, riecht, erlebt wie kaum ein anderes. Ungeachtet oder vielleicht auch wegen all der menschlichen Abgründe, die wir erleben dürfen. Und derer, so sei verraten, gibt es viele in diesem Buch.
Und wenn mich nicht alles täuscht, wird es für viele Leser "BUCH DES JAHRES" - Februar hin oder her.
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